Wenn Verse abfärben – Leia Janata, DE402
In der letzten Woche bearbeiteten die Kurse DE402 von Frau Korte und DE401 von Herrn Even das Gedicht ,,Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff. Um eine etwas andere Art der Gedichterschließung zu erproben, sollten die Schüler ein Bild zum Gedicht malen und so ihr Verständnis testen. Spätestens jetzt bemerkte jeder, welche ihrer Mitschüler im Kunst-LK sind und welche es glücklicherweise nicht sind. Die Ergebnisse variierten stark. Anschließend sollten die Schüler die Methode bewerten und sind dabei zu folgendem Schluss gekommen:
Um das Gedicht graphisch darstellen zu können, ist eine tiefgründige Textarbeit Voraussetzung, da sonst Fehler bei der Darstellung gemacht werden. So wurde das lyrische Ich in vielen Fällen als Frau dargestellt, da neben dem Gedicht im Lehrbuch ein Gemälde, das eine Frau abbildet, ist, obwohl dies im Text nicht erwähnt wird. Die Methode fördert das Verständnis und eignet sich natürlich sehr für visuelle Lerntypen. Andererseits ist dieser Ansatz sehr zeitaufwendig und nicht jedes Gedicht eignet sich für eine graphische Darstellung.
Dennoch war es ein gelungenes Experiment, bei dem die Schüler durch die variierenden Ergebnisse ihrer Mitschüler einen neuen Blickwinkel auf das Gedicht bekamen und sich künstlerisch entfalten konnten.
Sehnsucht
(Joseph von Eichendorff)
Es schienen so golden die Sterne,
Am Fenster ich einsam stand
Und hörte aus weiter Ferne
Ein Posthorn im stillen Land.
Das Herz mir im Leib entbrennte,
Da hab ich mir heimlich gedacht:
Ach, wer da mitreisen könnte
In der prächtigen Sommernacht!
Zwei junge Gesellen gingen
Vorüber am Bergeshang,
Ich hörte im Wandern sie singen
Die stille Gegend entlang:
Von schwindelnden Felsenschlüften,
Wo die Wälder rauschen so sacht,
Von Quellen, die von den Klüften
Sich stürzen in die Waldesnacht.
Sie sangen von Marmorbildern,
Von Gärten, die überm Gestein
In dämmernden Lauben verwildern,
Palästen im Mondenschein,
Wo die Mädchen am Fenster lauschen,
Wann der Lauten Klang erwacht
Und die Brunnen verschlafen rauschen
In der prächtigen Sommernacht.