Herbstgedichte DE 402

Die Lehrerin lag mit Covid grippal darnieder und schrieb ihren lieben Eleven, sie müssten erstmal auf sie verzichten, bis Husten, Schnupfen, Gliederschwäche gewichen wären. Als munteren Gruß in gar nicht munterer Stunde warf sie ein flüchtiges „Schreibt Herbstgedichte!“ in die Zeilen, grüßte und schickte ab. Wenig später trudelte eine erste E-Mail ein. Johanna aus DE402 hatte gedichtet, wünschte gute Genesung und „Kommen Sie bald wieder!“.

Der alternden Provinzlehrerin schossen sofort jede Menge neue Kräfte wieder ein, und es drängte sie zurück in die Bildung, mit den jungen Leuten Kleist zu lesen. Zwar brauchte die Krankheit noch ein paar Tage, sich restlos zu verziehen, aber es tröpfelte nun im digitalen Postfach Gedichte. Sie hatten es getan!

Wer solche Schüler hat, braucht die Welt nicht zu fürchten!
Lest selbst!

Christine Korte

Herbst ohne Frau Korte

Der Herbst zieht ein, die Blätter fliegen, doch ohne Sie,
Frau Korte, kann’s nicht richtig liegen.
Corona hat Sie kurz gestoppt, wir hoffen,
Sie sind bald topfit und erholt.

Es fehlt Ihr Schwung, es fehlt Ihr Lachen,
hier drin ist’s ruhig – kaum zum Aushalten!
Die Blätter tanzen, der Wind ist frisch,
doch unser Unterricht ist leider vom Tisch.

Auch Herr Even vermisst Sie sehr,
denn ohne Sie ist’s doppelt so schwer.
Die Kollegen-Freundschaft bleibt bestehen –
bald wird man Sie hier wieder sehen.

Gute Besserung, kommen Sie bald zurück,
dann ist der Herbst gleich doppelt Glück.
Denn ohne Sie, da fehlt ein Stück,
und alles wird wieder bunt und schick.

Johanna Bürger

Kleist und Korte

Die Blätter tanzen durch den Wind,
der Herbst beginnt.
Frau Korte führt uns mit Bedacht
durch Kleists Geschichten in voller Pracht

Mit Worten, die wie Blätter fallen,
lässt es Kleist in unseren Herzen hallen.
Frau Korte zeigt uns jeden Tag,
wie schön das Lernen mit Kleist sein mag.

Die Bäume strahlen rot und braun,
dieser Herbst lebt sich wie ein Traum.
Doch drinnen wärmt uns jedes Wort,
welches Kleist geschrieben, lehrt sie uns dort.

Marie Gössel

Der Elfte

Ich gehe nicht auf in Regen und Schutt,
zwischen Blättern und Pilzen, da geh ich kaputt.
Schon bald, so will der Herbst ein Ende nehmen,
und ich seh‘ wieder die schönen Weihnachtsszenen.
Diese, die das Christkind in der Krippe zeigen,
oder jene, die das Weihnachtswunder als Santa Claus beschreiben.

Wenn es aus der Kinder Münder wieder heißt:
„Oh, jetzt beginnt die schöne Weihnachtszeit“,
wenn alles leuchtet hell und bunt,
dann ist auch wieder mein Herz gesund,
wenn mich tröstet der Lebkuchen Duft,
und der der Tanne, welcher liegt in der Luft.

Wenn mich einer fragt: „Was ist der schönste Monat?“,
dann antworte ich immer in derselben Tonart:
„Den Zwölften ja, den mag ich sehr
doch den Elften vorher fast noch mehr,
weil ich weiß, dass es dann bald wieder wär‘,
das, was ich so sehr begehr‘.
Denn jeder Tag dort bringt uns hin,
zu der Zeit, die dann beginnt.“

Celine Schmidt

Im Herbst

Wenn ich im Herbst durch den Wald spaziere
oder während einer Mathearbeit deprimiere,
dann denk ich an dich,
Christine,
du flotte Biene.

Und plötzlich erstrahlt die Welt,
von funkelndem Licht beschienen,
alles Magische, das die Natur so hält,
erwacht, um mich zu faszinieren.

Dank dir hab ich’s endlich kapiert
und meine Welt romantisiert.
Ob Goethe, Novalis oder Kafka,
du bist doch hier der wahre Macher!

Und ja: ich arbeite hart.
Na klar!
Stets bist du bei mir mit gutem Rat
und zeigst mir, wie schön Literatur doch ist,
indem du so strahlst, während du darüber sprichst.

Herbst ist das Thema meiner Poesie,
doch eigentlich mochte ich den Herbst noch nie.
Na ja, mittlerweile schon.

Sprich:
Ich liebe den Herbst!
Denn jetzt erinnert er mich an dich.

Leia Janata

Herbst, oh Herbst, was tust du nur?

Herbst, oh Herbst, was tust du nur
dein rötliches Gewand
erfüllt die Welt, erwärmt mein Herz
erschafft ein Zauberland

singend klingen Knaben nun
mit Licht an Nachbars Tür
gib gut acht und lausche leis
bald schreiten sie zu dir

Im Nebel wirkt dein Hexenwerk
verkürzet Raum und Zeit
geheimnisvoll die Nacht einbricht
in aller Ewigkeit.

doch merke ich, die Zeit verfliegt
flieht “Fuß für Fuß” vor mir
doch bin ich froh, dass es dich gibt
der Herbst, er ist nun hier.

Isabelle Römer

Laubwerk

Rote Blätter peitschen gegen Fenster
der freie Himmel ist kaum mehr zu sehen
melancholisch dunkel wirds im Innern.
Das Gehn auf die Straß ich nicht mehr wag
Gegner martern die erholt´ Verfassung.
Verliert der Säulenbaum sein letztes Blatte
wüster Winter demaskiert, wie einst programmiert.

Merle Böker, 06.11.2024

Du bist es, denn…

Deine Blätter tanzen bunt im Wind,
Das Licht, das mit dir versinkt.
Deine Bäume neigen sich dem Ende zu,
Nicht der Tod des Lebens, sondern dessen Ruh.

Doch alles, was vergeht, erwacht erneut und ist nicht mehr gefroren,
Denn im Frühling wird er neu geboren.
Im Kreislauf liegt des Lebens Sinn,
Drum dank dem Herbst für den Neubeginn.

Jad Abou Chakra

Der Herbst

Der Herbst zieht leise durch das Land,
Kühlen Wind spürt man sanft,
Die goldenen Bäume flüstern sacht´,
Die Amsel in ihrem Nest lacht.

Die Felder ruhen in stillem Glanz,
Der Regenwurm macht einen Regentanz,
Der Nebel liegt ganz sacht auf Wiesen,
in der späten Nacht.

Die Vögel ziehen nach Süden weit,
Der Sommer flieht, die Zeit verleiht
Dem Herbst sein buntes Kleid,
Dies wird mir durch einen Blick aus dem Fenster gezeigt.

Luisa Jägle-Cassens

Wohlig warm

Wohlig warm in weichen Socken,
Meine dicke Jacke wasserdicht.
Regen klatschend auf die Kappe,
Nebenbei ein bisschen ins Gesicht.

Alte Eichen zischen, lodernd er
Sie zu seinen Sklaven macht
Ziehen, zerren, biegen, brechen,
Bäume knicken, er entfacht.

Wütend wirbeln Laub und Äste.
Deren Blätter wie Geschosse schnell
Bringen Tannen um das Letzte,
Doch ostfries‘sche Eichen stehen still.

Trotzt dem Herrn und trotzt dem Krieg.
Tief verwurzelt, hoch gewachsen,
Dass sie Grund zum Neiden gibt.
Ich nun werde sie verlassen.

Pia Becker

November-Kontemplation

Ich leuchte die Kerzen
Und auf geht das Licht in meinem Herzen.
Die Gemütlichkeit ist für mein Zimmer bestimmt,
Die aufgehende Kälte wie vertrieben vom Zimt.

Ich lese mein Buch
Und trinke den Tee,
Kaum erwarten kann ich den Schnee,
Aber noch die roten Blätter ich such‘.

Verschwunden ist das Werk der Hebe,
Als der Nebel durch den Wald wie schwebe.
Dafür wärmt mich die Flamme,
Verspricht eben doch jenes ewige Leben.

Doch dies ist eine Lüge bis auf’s Gramme,
Aber eigentlich hab‘ ich da nichts gegen.
Der Kamin scheint mich zu verschlingen
Und dem vermag ich nicht zu entspringen.

Ich schau hinauf in die Lichter,
Die die Sterne bieten,
Und schon werde ich zum Dichter –
Denn dies ist beim Anblick unvermieden.

Hella Krull, Leni Müller

Ein Beitrag von Christine Korte mit Gedichten des Deutschkurses DE 402. 

Veröffentlicht von Anastasia Geuken

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