v.l.n.r.: Eloise Altmikus und Kaya Martens in Teapa, Südmexiko.

Kaya Martens, Schülerin der BBS2 Aurich und ich, Eloise Altmikus, Schülerin des Gymnasiums Ulricianum Aurich, durften im April 2019 im Rahmen der Auricher Wissenschaftstage dem Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) über die Schulter schauen. Dafür begleiteten wir ein Forschungsteam aus verschiedenen Studenten/-innen und PostDocs unter der Leitung von Prof. Dr. Jens Krause nach Teapa, einem kleinen Dorf im südlichen Mexiko. Nach einer sehr langen, reibungslos verlaufenen Anreise über Mexiko-City und Villahermosa, wo wir einen Zwischenstopp bei der örtlichen Universität (Universidad Juárez Autónoma de Tabasco) einlegten, richteten wir uns in der Feldstation ein. Jeder bezog im Schlafsaal sein Bett und baute darüber das unentbehrliche Moskitonetz auf, bevor es zur ersten Besichtigung der Arbeitsstelle ging.

Wir arbeiteten knapp drei Wochen auf einem Gelände, das von einem stark schwefelhaltigen Fluss durchzogen wird. Im Laufe der Jahre hatten sich bestimmte Molly- und Gambusenarten an diese Gegebenheiten angepasst und besondere Schutzmechanismen gegen Vogelattacken entwickelt. Die sich an der Oberfläche aufhaltenden Fische tauchen rund um die Angriffs-stelle ringförmig ab, um dem Vogelschnabel zu entgehen.  Dieser Vorgang ist seit einigen Jahren Hauptgegenstand der Forschungen dort, um mehr über die Informationsübertragung und das Entscheidungsverhalten innerhalb eines Schwarms herauszufinden. Zum Beispiel geht es um Fragen wie: Ab welcher Gefahr entscheidet sich ein Fisch zu tauchen? Und wenn ja, wie tief? Da die Fische keine Fressfeinde im Wasser haben, bilden sich riesige Schwärme der zwei bis vier Zentimeter großen Fische.

Um ihr Habitat besser zu verstehen, gehörte zu unseren Tätigkeiten in den ersten zwei Wochen mehrmals täglich an unterschiedlichen Stellen mit der Hilfe eines Studenten Sondenmessungen zu machen und Wasserproben zu nehmen. Das Flusswasser füllten wir in verschiedene Behältnisse ab, damit es in zurück in Berlin auf seinen Ionen- bzw. speziell seinen Schwefelgehalt getestet werden kann. Auch Sauerstoffgehalt, Leitfähigkeit und pH-Wert konnten wir mithilfe der Sonde ermitteln und protokollieren.

In der letzten Woche waren wir aktiv an der Entwicklung und Optimierung eines Experiments beteiligt, welches den interessanten Namen „Löffelexperiment“ trägt. Wir brachten die Fische dazu, ihren Schutzmechanismus auszulösen, indem wir kleine Objekte, z.B. Murmeln, ins Wasser fallen ließen; dabei filmten wir die Reaktion des Schwarms. Zweimal täglich führten wir einen kompletten, ca. zwei Stunden dauernden Versuchsdurchlauf durch, bei dem wir mit den Objekten in randomisierter Reihenfolge verschiedene Teile des Schwarms triggerten. Durch unseren Platz in der Sonne schlossen wir gute Bekanntschaft mit den mexikanischen Temperaturen!

Allerdings bot Mexikos Artenvielfalt weit mehr als nur Fische: Auf einer Artenliste hielten wir jede Tierart fest, die wir in freier Wildbahn erlebten. Am Ende „sammelten“ wir 46 Arten! Mein persönliches Highlight ist eine giftgrüne, wunderschöne Papageienschlange, die uns auf einem Ausflug begegnete. Aber auch blutsaugende Vampirfledermäuse, für die wir extra in eine Tropfsteinhöhle kletterten, blaue, fast handtellergroße Schmetterlinge, sowie eine Brüllaffenmutter mit einem kleinen, schläfrige Affenbaby auf dem Rücken beeindruckten uns. Faszinierenderweise lebte in einem kleinen Einkaufsladen ein domestizierter Spinnenaffe, den wir streichelten. Wir staunten darüber, wie stark seine Hände und Füße sind und stellten fest, dass er kitzelig ist!

Abschließend möchten wir uns ganz herzlich bei unseren Lehrern Claudia Groen und Volker Engelbart, Josef Antony und unseren netten Teamkollegen, insbesondere Prof. Dr. Jens Krause, für das Ermöglichen einer solch einmaligen Reise bedanken. Dieses Praktikum ermöglichte uns vielseitige Einblicke in die Methodik wissenschaftlichen Arbeitens und steuerte deshalb einen maßgeblichen Teil zu unserer beruflichen Orientierung bei. Diese Zeit wird uns immer in Erinnerung bleiben!

Text und Fotos: Kaya Martens (BBS2 Aurich), Eloise Altmikus (Ulricianum Aurich)

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