Laura Petretto, Mitglied des literarischen Zirkels, nimmt uns mit. Mit auf ihre persönlich Reise durch das „Black*Out“ von Andreas Eschbach. Herzlichen Dank für Deinen Beitrag aus dem OFF!


 

Rezension zu „Black-Out“ von Andreas Eschbach

Wie weit können wir in unseren
technischen Möglichkeiten gehen? Und fast noch wichtiger: Wie weit dürfen wir
gehen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Andreas Eschbach in seinem 2010
erschienen Roman „Black*Out“. In diesem geht es um den siebzehnjährigen
Christopher Kidd, auch bekannt als der beste Hacker der Welt, der schon als
Kind den berühmtesten Hack der Geschichte tat. Doch das macht ihn auch
interessant für eine Gruppe, die im Verborgenen ihre eigenen Ziele verfolgt und
nun ist Christopher auf der Flucht.  Er
allein weiß von einem Geheimnis, dass nicht nur ihn, sondern die gesamte
Menschheit bedroht. Aber kann man wirklich vor der Technik und der weltweiten
Vernetzung fliehen?

Wie auch der Großteil der anderen
Romane von Eschbach ist auch dieser sehr spannend geschrieben und macht einem
das Beiseitelegen schwer. Der Leser wird am Anfang des Buches fast in die
Handlung „geworfen“, erst später erfährt man durch Erzählungen, wie es
überhaupt zu den aktuellen Geschehnissen kam. Diese „Flashbacks“ behindern den
Lesefluss jedoch keinesfalls, tatsächlich erweisen sich die kleinen Einblicke
in die Vergangenheit als genauso interessant wie die Umstände, denen sich die
Hauptpersonen in der Gegenwart stellen müssen. Erfreulicherweise verhalten
diese sich zumeist intelligent und stellen sich Hindernissen mit einer gesunden
Portion Menschenverstand. Die meisten kennen vermutlich den Frust, wenn der
oder die Protagonistin wieder einmal blindlings jedem vertraut oder sich
entscheidet auf Alleingänge zu gehen, die von vorneherein zum Scheitern
verurteilt sind. Christopher und die Menschen um ihn haben durchaus ihre
Geheimnisse und es kommt zu Entscheidungen, die man nicht erwartet hätte, doch
bleiben diese dabei immer nachvollziehbar und glaubhaft.

Nicht nur in der Ausarbeitung seiner
Charaktere, auch was den technischen Teil der Handlung angeht, erkennt man die
Arbeit, die Eschbach in seinen Roman gesteckt hat. Informationen zu
Kommunikation, Medien und Medizin scheinen stichfest, gut recherchiert und sind
detailliert dargestellt. Dies ist gleichzeitig jedoch auch ein Kritikpunkt
meinerseits an dem Buch. Zwar bin ich beruflich nicht Programmiererin, jedoch
würde ich schon von mir behaupten, in diesen Bereichen zumindest ein gefestigtes
Grundwissen zu besitzen. Eschbachs Schilderungen und Erklärungen gingen jedoch
an vielen Stellen über das mir Begreifliche hinaus. Natürlich ist es für ein
gutes Buch nicht notwendig, jedes noch so kleine Detail nachvollziehen zu können,
schwierig wird es jedoch, wenn man den Showdown dreimal lesen muss, um
annähernd verstehen zu können, was vor sich geht. Zum Glück geschieht dies
nicht oft, beeinträchtigt aber an einigen Stellen für mich das Lesevergnügen,
wobei der Begriff „Vergnügen“ vielleicht sowieso der falsche Begriff für dieses
Buch ist. Denn wie viele Bücher, die einen Ausblick in die (nahe) Zukunft
geben, ist auch diese hier keine erstrebenswerte. Zudem erkennt man in
erschreckend vielen Situationen seinen eigenen Alltag wieder und wird mit der
Frage konfrontiert, wie viel Privatsphäre wir eigentlich brauchen und überhaupt
noch besitzen. Das Erschreckende an Eschbachs Roman ist, dass er nur ein paar
Jahre in der Zukunft spielt, in einer Welt, die unserer Gegenwart sehr ähnlich
ist. Ist man bei Dystopien noch in der Lage, sie mit Blick auf die vielen
Jahren, die bis zu ihnen verstreichen, abzutun, so ist „Black*Out“ unangenehm
nah an der Wirklichkeit. Dabei gibt Eschbach jedoch keine klaren Antworten, der
Leser muss genau wie die Hauptpersonen für sich herausfinden, was recht und was
unrecht ist und ob „das Böse“ wirklich der falsche Weg wäre.

Der Roman „Black*Out“ erzählt die spannende Geschichte einer Flucht vor der Technik. Allein durch diesen Teil der Handlung sorgt er dafür, dass der Leser kaum in der Lage ist, ihn aus der Hand zu legen. Weshalb ich das Buch aber vor allem empfehlen würde, ist seine Nähe zu unserer Realität und die Tatsache, dass dieser Roman nicht einfach gelesen und beiseitegelegt werden kann, sondern den Leser dazu bringt, sich und seine Umwelt zu hinterfragen und sich auch die Gefahren des vielerorts beliebten Grundsatzes „Fortschritt um des Fortschritts Willen“ bewusst zu machen.

Text: Laura Petretto

Foto: pixabay.com

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