Sankt Martin? Mien lüttje Lateern, ik hebb di so geern… Martinus Luther war ein Christ…
Worum geht es eigentlich bei Martini? Dieser Frage ist die Plattdeutsch-AG an der Hauptstelle diese Woche nachgegangen. Kippkappkögels basteln und damit singend von Haus zu Haus ziehen, um die ein oder andere Slickeree einzustecken, das kennt wohl jedes Kind in unserer Region seit Kindergartentagen.
Nicht jedem ist jedoch klar, dass in den beliebten Leedjes, die geschmettert werden, ganz unterschiedliche Einflüsse und Personen besungen werden. Manchmal geht es nämlich in katholischer Tradition um den Heiligen Bischof Martin von Tours (316-397 in Frankreich), der für seine Mildtätigkeit berühmt war, Sankt Martin also. Erst viel später, nach dem 300-jährigen Reformationsjubiläum von 1817 und dem damit einhergehenden Personenkult um Martin Luther, begann man im schon lang reformierten Ostfriesland nach und nach das Liedgut an die protestantische Realität anzupassen. So kam es denn auch, dass nicht, wie in katholischen Gegenden, der Todestag des Sankt Martins, der 11.11., für den beliebten Brauch genutzt wurde, sondern der 10.11., der Geburtstag Martin Luthers, der übrigens seinerseits einen Tag nach der Geburt auf den Namen des berühmten Sankt Martin getauft worden war.
Außerdem war Martini einst der Stichtag, an dem das “Gesinde” die Anstellung wechselte und Landarbeiter vor dem Winter entlassen wurden. Auch Abgaben wurden an diesem Tag fällig, sodass für die Kinder armer Leute Martini eine willkommene Gelegenheit zum Erbitten milder Spenden bot:
“Kinner mussen bedeln gahn, Kippkappkögel-Lopen.” (Oswald Andrae: Sünnermartenleed)
Von Beitrag von Frau Kubik. Veröfentlicht von Djamal.