Im Rahmen der Auricher Wissenschaftstage wurde uns, Rica Wittenberg und Marie Uphoff, während der Sommerferien die Gelegenheit geboten, ein Praktikum am Leibniz-Institut Berlin zu absolvieren. Am Sonntag, den 22. Juli 2018 begann die Reise aus der Heimat nach Berlin, um unser Stipendium am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung antreten zu können. Innerhalb des zweiwöchigen Praktikums haben wir verschiedene Projekte und Abteilungen des Institutes kennenlernen dürfen und einen Einblick in verschiedene Aspekte der Forschung erhalten.

In der ersten Woche waren wir innerhalb des Institutes mit Tieren bis hin zur Fellprobe und der Weiterverarbeitung der Proben beschäftigt. In der darauffolgenden Woche durften wir sogar außerhalb des Institutes mit Tieren arbeiten und unser erworbenes Wissen vertiefen. Der erste Tag am Institut begann mit einer kurzen Vorstellungsrunde, in welcher wir den Abteilungsleiter Christian Voigt und die Leiterin des Praktikums Meike Matthews sowie weitere Mitarbeiterinnen der Abteilung der Evolutionären Ökologie kennenlernten.

Nachdem wir mit den Sicherheitseinweisungen vertraut gemacht wurden, wurde uns während eines Rundgangs das Institut gezeigt und ausführlich erklärt. Besonders haben uns dabei die Kühlräume gefallen, denn die schon seit Wochen andauernde Hitzewelle in Berlin schien kein Ende zu nehmen. Auf Grund der ungewöhnlichen Gebäudestruktur ohne parallele Etagen, haben wir uns nicht nur einmal in den folgenden Tagen verlaufen und gelangten auch nicht mehr zu den Kühlräumen.
Zurück in unserer vorläufigen Abteilung wurden wir an die Arbeit im Labor herangeführt und starteten mit der Systematisierung von Fledermaushaarproben. Wir haben die Proben kleinen Präparaten (sogenannten Safe- Seal-Gefäßen) zugeordnet, mit dem Fundort, dem Funddatum und dem Geschlecht beschriftet und anschließend dem jeweiligen Mitarbeiter zur Weiterbearbeitung zugeführt.
Am dritten und vierten Tag bot uns die Leiterin des Praktikums die Möglichkeit andere Abteilungen und deren Arbeitsweisen kennenzulernen. So entstand die Zusammenarbeit mit Eva Lempke, Juliane Kühne und Guido Fritsch, welche zur Abteilung Reproduktionsmanagement angehören. Wir durften bei der Pflege von Nacktmullen und der Durchführung von Computertomographien helfen.
Vormittags erfolgte zuerst die Katalogisierung der verschiedenen Nacktmull-Kolonien. Dabei notierten wir die Luftfeuchtigkeit, die Temperatur, das Verhalten und die Einrichtung der Gehege. Anschließend begaben wir uns zur Fütterung, der Reinigung der Territorien und zur Untersuchung der kranken Nacktmulle. Am Nachmittag erhielten wir eine Einführung in die Computertomographie, die zu den bildgebenden Verfahren gehört. Dabei können mit Hilfe von Röntgenstrahlung Schnittbilder oder Schichtaufnahmen von Tieren angefertigt werden. Während der zwei Wochen durften wir im CT zwei Hasen, zwei Wölfe, sowie zur weiteren Übung auch noch ausgemusterte Röntgenschutzkleidung untersuchen. Im CT des IZW können sowohl kleinere Tiere, wie Nacktmulle, Katzen, Erdmännchen oder Nabelschweine als auch größere Tiere, wie Wölfe, Zebras, Alligatoren oder Riesenschildkröten betrachtet werden. Während unserer Arbeit wurde uns beiläufig von verschiedenen Besonderheiten einzelner Tierarten berichtet, zum Beispiel davon, dass Riesensalamander aus der Nähe von Prag nach der Geburt entscheiden können, welchem Geschlecht sie sich zuordnen, sodass in jedem Wurf immer ein Gleichgewicht zwischen der Anzahl der Weibchen und der Männchen vorhanden ist.
Zurück in der Abteilung für Evolutionäre Ökologie begaben wir uns am Freitag auf eine Tour zur Telemetrierung der Igel im Tierpark. Anne, unsere Ansprechpartnerin, hat uns Grundlagen in der Telemetrie erläutert, die wir später in der Praxis umsetzen durften. Unter Telemetrie versteht man die Ausstattung von Tieren mit Sendern, die mit Hilfe spezieller Empfänger aufgespürt werden. Mit solchen Geräten sind wir dann durch den Tierpark gelaufen und haben uns von verschiedenen Geräuschen des Telemetriegeräts leiten lassen. Ein hoher, lauter Ton bedeutete, dass wir dem Sender bzw. dem gesuchten Tier sehr nahe waren. Insgesamt untersucht das Forschungsprojekt bei den Igeln, inwieweit sie sich in ihrer Lebensweise und ihrem Verhalten an die Bedingungen in einer Stadt anpassen können. Aus den Ergebnissen dieses Projekts sollen unter anderem Schutzmaßnahmen für die Verbesserung der Lebensräume der Igel vor Ort entwickelt werden.

In der nächsten Woche überraschte uns Meike Matthews damit, dass wir an einem Besuch zur Freiwild – Außenstelle in Niederfinow teilnehmen durften. Während der zweistündigen Fahrt lernten wir Silvia kennen. Sie berichtete uns davon, dass in der Außenstelle Untersuchungen zur Reproduktionsbiologie europäischer Feldhasen durchgeführt werden. Außerdem wird dort auch das Verhalten von Rehböcken und Rehkühen analysiert. Während unseres Rundganges konnten wir alle Tiere beobachten, die in der Außenstelle untergebracht sind, wie Murmeltiere, Rehe, Feldhasen, Ziegen, Esel, Schafe und Wildmeerschweinchen. Ein Mädchen, welches in der Anlage ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert, hat uns an vielen ihrer Erfahrungen teilhaben lassen.

Auch alle anderen Kollegen, die wir in den verschiedenen Abteilungen kennenlernten, haben uns sehr liebevoll integriert und uns mit vielen Ratschlägen für unsere persönliche Zukunft versehen. Außerdem durften wir an vielen verschiedenen Workshops teilnehmen, die für uns sehr lehrreich waren, wie zum Beispiel ein Vortrag über Wölfe. Dabei ist uns erst bewusst geworden, wie gefährdet diese Tierart in Deutschland in Wirklichkeit ist.
Wir waren so begeistert von der Arbeit vor Ort, dass wir sogar einen Teil unserer freien Zeit am IZW verbrachten. Wir trafen uns nämlich mit einer kleinen Gruppe, die ein Fotoshooting im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde durchführte, um dort Bilder für die Öffentlichkeitsarbeit des Instituts zu produzieren.
Insgesamt war dieses Stipendium im Rahmen der Auricher Wissenschaftstage für uns eine sehr interessante, aufschlussreiche und bedeutsame Zeit. Wir bedanken uns ganz herzlich bei unserer Betreuerin Meike Matthews und allen beteiligten Mitarbeitern des Institutes, welche uns stets hilfreich zur Seite standen. Ebenfalls möchten wir uns bei den Organisatoren und dem Förderverein der Auricher Wissenschaftstage bedanken, die uns das Praktikum ermöglicht haben.
Text und Fotos: Rica Wittenberg und Marie Uphoff